Vegane Schnupperwochen - Einführung „Vegan Leben“

Vegane Produkte
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Alle Stühle der Aula in Schöneberg waren belegt als Carsten das Wort ergriff und die TeilnehmerInnen herzlich begrüßte. Und nicht nur Teilnehmer und Presse waren zahlreich erschienen. Das reichhaltige Buffet wurde bereits beim Betreten der Aula regelrecht mit den Augen verschlungen – die ersten Kuchen und Torten wurden aber erst in der Pause angeschnitten. Die aufgebauten Tische bogen sich fast vor veganen Produkten: Von Schokolade, süße und herzhafte Brotaufstriche, Aufschnitte, Pralinen, vegane „Milch“, vegane „Sahne“ über vegane Fertiggerichte, Suppen und Soßen, Gummibären, Knabberkram, Chips, Snacks und Plätzchen bis hin zu Aufbackbrötchen und Nougat war alles präsent. Jedoch nicht nur Lebensmittel spielen eine Rolle bei der veganen Lebensweise. So wurden auch Alltagsprodukte wie Zahnpasta, Shampoo, Duschgel, Waschmittel, Spülmittel und sogar vegane Kondome präsentiert. Parfum und hochwertige dekorative Kosmetik wie Lipgloss, Lidschatten, Wimperntusche und Make Up – alle ohne tierische Produkte und Tierversuche – rundeten die Präsentation ab. Schuhe sind häufig aus Leder – also durfte die lederfreie Variante auch nicht fehlen. Wir entschieden uns vor allem für hochwertige Frauenschuhe, die man auch im Business tragen kann – denn hier kamen immer häufig Fragen, ob und wo es denn so etwas gibt.

Bei der ausführlichen Vorstellungsrunde wurden die Motivationen der Teilnehmer für die veganen Schnupperwochen deutlich. Die meisten waren VegetarierInnen und ihnen fehlten noch der letzte Schliff und Tipps für den Alltag wie sie die vegane Lebensweise mit Beruf und Familie verbinden können. Ein Großteil der TeilnehmerInnen kam aus ethischen, ökologischen und Tierschutzgründen auf die vegane Ernährung, es waren jedoch auch einige dabei, die von den gesundheitlichen Vorteilen einer veganen Ernährung profitieren wollten. Vom Alter her war es völlig durchmischt: Von der Schülerin bis zum Rentner war alles dabei. Vom Geschlecht her gab es jedoch schon eine Tendenz: etwa 2/3 der TeilnehmerInnen waren Frauen.

Obwohl sich die veganen Schnupperwochen ausschließlich an nicht-Veganer richteten und bei der Anmeldung extra darauf hingewiesen wurde, haben wir bei der Vorstellungsrunde schnell gemerkt, dass sich auch einige Veganer eingeschlichen hatten. Ihre Motivation war vor allem genauere Details über versteckte Inhaltsstoffe zu erfahren sowie am Kochkurs teilzunehmen.

Nachdem nun jeder vom anderen wusste wer er war und mit welcher Motivation er an den veganen Schnupperwochen teilnahm, konnte es mit dem Programm losgehen. Nach einer kurzen Einführung von Kati, was Veganismus ist und was es heißt vegan zu leben ging es inhaltlich weiter. Die häufigsten Gründe für eine vegane Ernährung, hauptsächlich ökologische, gesundheitliche und ethisch-moralische, wurden in einem kurzen Vortrag dargelegt.

Irinas Vortrag über vegane Produkte
Irinas Vortrag über vegane Produkte
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Nach einer Pause in der die Torten und Kuchen auch endlich angeschnitten werden durften, ging es weiter mit dem Hauptvortrag des Tages: Vegan Leben im Alltag! Dieser Vortrag war mein (Irina) Part und es ging darum eine allgemeine Einführung zu geben, welche Produkte vegan sind und was es auf dem Markt alles gibt. Weiterhin ging es um „Alternativen“ zu unveganen Produkten, wenn man beispielsweise ein bestimmtes Gericht kochen oder backen will, das Milch, Sahne, Butter oder Eier enthält: Sprudelwasser macht Waffelteig schön locker, Ei-Ersatzpulver funktioniert bei Rührkuchen gut – aber Vorsicht! Nicht zu viel verwenden, sonst wird er zu weich! Ein weiterer wichtiger Teil des Vortrags waren versteckte tierische Inhaltsstoffe, vor allem in Lebensmitteln. Dabei ging es sowohl um die eigentlichen Inhaltsstoffe (deklariert sowie nicht deklariert) und um den Herstellungsprozess: Aromen aus Wild-Extrakt, Farbstoff aus gemahlenen Läusen, Fischgelatine und Milchzucker als Trägerstoff von Aromen, Bienenwachs und Schellack als Überzugsmittel – es gibt viele Lebensmittel die tierische Inhaltsstoffe enthalten – häufig nicht deklariert, so dass man anhand der Packung nicht erkennen kann, ob das Produkt vegan ist. Auch der Herstellungsprozess, beispielsweise die Klärung und Schönung mit Hilfe von Gelatine oder Hausenblase war ein Thema beim Vortrag. Von den Schnupperwochen-Teilnehmern kamen zahlreiche Fragen. Ein so aufgewecktes und wissbegieriges Publikum ist wirklich eine sehr angenehme Sache! :-)

Weitere Themen waren die „veganen Labels“, die es mittlerweile zunehmend auf dem Markt gibt: Wer vergibt welches Label, welche Kriterien haben die einzelnen Labels und welche werden wie überprüft? Welche Labels sind offiziell und welche werden von den Herstellern ohne externe Prüfung selbst auf die Produkte gedruckt? Auch Vegan-Listen waren ein Thema. Während ein Hersteller sowohl die Herstellungsprozesse (z. B. Klärung mit Gelatine) mit berücksichtigt, handhabt ein anderer Konzern es so, dass er die Trägerstoffe nicht berücksichtigt und daher theoretisch auch Rinderfett als Grundlage verwendet werden kann und das Produkt trotzdem auf der „Vegan-Liste“ landet. Klarheit schafft eine Anfrage an den Hersteller – aber wie wird diese genau formuliert, damit ich auch die Informationen erhalte, die ich haben möchte? Hier gab es ein Beispiel und Tipps und Tricks rund um die „Produktanfrage“.

Nach so vielen Informationen gab es nochmals eine Pause mit Schnittchen, Kuchen und Torten bis der dritte Teil meines Vortrages kam. Hier lag der Schwerpunkt bei Produkten und Gegenständen: Von Kosmetik, Shampoo, Hygieneprodukte über Kleidung und Schuhe bis hin zu Wandfarbe, Bastelmaterialien und Wachsmalstiften. Außerdem ging es um das Thema Restaurants, Hotels, Dienstreisen, Geschäftsessen, Seminare und die Uni-Mensa. In Berlin ist die Restaurantlandschaft mit fünf rein veganen Restaurants und zahlreichen weiteren Restaurants wo vegane Gerichte explizit gekennzeichnet sind geradezu ein Paradies was das auswärtige Essen angeht. In Süddeutschland sieht es dabei wieder anders aus. Noch weiter südlich findet man jedoch das erste rein vegane Hotel: In Kreuzlingen am Bodensee.

Bei der Studenten-Verpflegung in der Mensa kommt es auf die Uni an. Während die Freie Universität Berlin bereits ein sehr gutes veganes Angebot im Speiseplan hat und alle Gerichte entsprechend kennzeichnet (die „15“ heißt berlinweit „vegan“), lässt die TU noch einige Wünsche offen.

Einige Produkte passten nicht ins Starterkit
Einige Produkte passten nicht ins Starterkit
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Ich war schon fast irritiert, wie viel Interesse an den Themen da war und trotz der langen Zeit (insgesamt 3,5 Stunden) waren scheinbar alle noch dabei und löcherten mich weiterhin mit Fragen, berichteten über eigene Situationen und Erfahrungen oder ergänzten Produkte. So wurde darüber diskutiert, ob man vorher dem Restaurant per Fax mitteilt, was man isst um nicht aufzufallen oder ob man das Thema beim Essen gezielt auf „vegan“ bringen möchte. Wie ist es mit Schulfesten und Familienfeiern? Und was macht man am besten mit den noch vorhandenen unveganen Produkten?

Um 18 Uhr wurde pünktlich Schluss gemacht. Wir haben noch die Aula aufgeräumt, während ein Teil des Organisations-Teams mit den Teilnehmern in das vegane Restaurant „Hans Wurst“ gegangen ist.

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